In Zusammenarbeit mit Rolf Haaser ist eine Aufsatzstudie erschienen, die sich mit den liberalen Reformen des Gymnasialwesens in den 1840er Jahren beschäftigt:
Öffentlichkeit und Wissensordnung im Vormärz: Hermann Köchly und die Revision des Gymnasialwesens in Sachsen, in: Zwischen Emanzipation und Sozialdisziplinierung: Pädagogik im Vormärz, hg. v. Katharina G. Gather (= Jahrbuch Forum Vormärz Forschung, Bd. 25, 2019). Bielefeld: Aisthesis, 2020, S. 37-62.
Der Beitrag verfolgt, wie in der höfisch strukturierten Umgebung der sächsischen Residenzstadt in Dresden die bildungsinteressierte Öffentlichkeit, die sogenannten gebildeten Stände, ein Diskursniveau erreichten, das sie, wenn auch nur kurzzeitig, zur Speerspitze und zum Nachahmungsmuster für das gesamte Gebiet des Deutschen Bundes werden ließen. Hier verschob sich sichtbar das gesellschaftliche Verständnis des Erziehungswesens von der autokratischen Zuständigkeit des Staates hin zu einer kollektiven Angelegenheit der gebildeten Öffentlichkeit, die sich keineswegs nur aus dem Bildungsbürgertum rekrutierte.
Signifikanter Weise gingen in Dresden diese Impulse wesentlich von den liberalen Lehrerkreisen aus, die den Schulterschluss mit einer modernen bildungsorientierten Mittelschicht suchte, die sich als Träger der intellektuellen Kultur und als Akteur der gehobenen Kulturpraxis begreifen lernte. Die Partizipation an den intellektuellen und kulturellen Übungen der gebildeten Welt wurde zentral für die neue Öffentlichkeit, eine Prämisse, der beispielsweise der Gymnasialverein in Dresden mit einem umfangreichen Vortragsprogramm Rechnung zu tragen bestrebt war.